Ich habe es geschafft! Seit diesem Monat bin ich ganz offiziell Junior Texter in einer Werbeagentur in der kleinsten Metropole der Welt – Düsseldorf. Wie ich es zu dieser Berufsbezeichnung, für die es offiziell keine Ausbildung gibt, geschafft habe und ob dieser Job auch ein Traumjob ist, möchte ich euch nicht vorenthalten.
Wenn du fünf Jahre studierst, um herauszufinden, dass dein Beruf nicht existiert
Nachdem ich mir endlich darüber bewusst werden sollte, was ich will, was ich kann und wie ich mir meine berufliche Zukunft vorstelle, war klar: Ich muss Kommunikationsdesign studieren!
Um diesen Wunsch umzusetzen, war ich aber zunächst dazu verdammt, mein Abi nachholen – genauer gesagt, die Fachhochschulreife in Gestaltung. Mit 21 ging ich also in die Oberstufe, um mit einer Schar von jungen Mädels den zweithöchsten Schulabschluss in Deutschland zu absolvieren, damit ich an der Düsseldorfer Fachhochschule (inzwischen Hochschule Düsseldorf) für das Kommunikationsdesignstudium angenommen werden kann.
Der Stoff im Fachabi war für mich kein Problem. Das schwierigste war tatsächlich, sich in der rein weiblichen Gesellschaft auf diesen zu konzentrieren.
Mit einer Durchschnittsnote von 1,9 war ich aber qualifiziert genug, die Bewerbung an der Fachhochschule anzugehen. Um Kommunikationsdesign studieren zu dürfen, muss man mit einer Arbeitsmappe inklusive von Uni zu Uni individueller Hausaufgaben an einer Aufnahmeprüfung teilnehmen und vor einer Professoren Jury bestehen. Das war schon immer so.
Früher hieß der Studiengang oft Grafikdesign, als dann immer mehr Gebiete dazu kamen, änderte sich die Bezeichnung zu Visuelle Kommunikation oder eben Kommunikationsdesign: In der Theorie behandelt das Studium alle Arten der Kommunikation, die medial erfassbar sind – Grafik, Typografie, Illustration, Fotografie, Film, Animation sowie Konzeption.
Die Aufnahmeprüfung hatte es wirklich in sich!
Die Juroren schauten mit einer derart strengen Attitüde auf meine Arbeiten, dass mir angst und bange wurde. Was mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar war und auch später im Studium nie thematisiert wurde: Diese eine „Delta-Prüfung“ zur Berechtigung, Kommunikationsdesign studieren zu dürfen, würde die letzte Prüfung im gesamten Studium gewesen sein!
Wer einmal Designstudent ist muss nie wieder echte Leistung erbringen – kein einziges Wissen wird je abgefragt und Können wird quasi nur freiwillig unter Beweis gestellt. Traurig, aber wahr.
Da mir dies schon zu Beginn aufgefallen war, stellte ich mir also selbständig Aufgaben und Herausforderungen, die ich dann im geschützten Umfeld des Studierens antreten konnte. Weil mich ich nicht des „Designs“ wegen, sondern der „Kommunikation“ zu Liebe für diesen Studiengang entschieden habe, verwundert es nicht, dass ich mich ab dem dritten Semester insbesondere dem Konzeptionieren widmete. Von dort an besuchte ich hauptsächlich Fotografie- und Filmkurse, für die ein Talent fürs Storytelling gefragt gewesen war.
Von Anfang an verstand ich Gestaltung als Mittel zum Zweck, das der Botschaft dahinter die richtige Erscheinungsform verleihen soll. Die Idee ist das wichtigste!
Think first, design later
Das gilt für jede Art der Kommunikation. Bei meiner Leidenschaft, dem Film, treffen zudem viele meiner Interessen aufeinander: Konzeption, also Schreiben, Fotografie sowie Musik und Sounddesign.
Aus den ersten kleinen Filmhausaufgaben der Kurse wurden schnell passioniert produzierte Videos, die mich als bald zur Selbstständigkeit führten.
Während des Studiums arbeitete ich als Filmemacher für kleinere Kunden und als Werkstudent in einem Start-Up Unternehmen. Ich machte also schon lange vor meinem Dasein als Texter in einer Agentur Erfahrungen, die mich prägen sollten. Insbesondere die, dass der Kunde immer das Recht hat auf die schlechtere Wahl – ein Scherz eines Kollegen, der sich im Laufe der Zeit immer mehr als Wahrheit rausstellte. Egal, wie elegant dein Design oder brillant deine Idee ist, am Ende entscheiden nicht selten Menschen über deine Arbeit, die weder Vorstellungskraft noch Mut besitzen.
Geld ist nicht kreativ, nur dominant. Soviel dazu.
Im zehnten Semester machte ich meinen Bachelor. Selbstverständlich war meine Abschlussarbeit ein Filmprojekt, genauer gesagt, ein Musikvideo – Note: 1,0!
Gesamtnote war 1,3
Offensichtlich gute Zahlen, aber bei der krassen Noteninflation, die seit Jahren anhält, bedeutet die gute Bewertung im Prinzip genauso viel wie der Bachelor Abschluss an sich: nämlich fast gar nichts.
Ja, richtig – ich sagte, dass der Bachelor in Kommunikationsdesign unbedeutend ist. Mehr noch: Ich behaupte, den Beruf des Kommunikationsdesigners gibt es nicht. Wenn man in den Berufsportalen unterwegs ist, um Stellenanzeigen zu durchforsten, stellt man fest, dass Werbeagenturen immer auf der Suche sind nach so genannten Art Directors.
Die Berufsbezeichnung klingt wundervoll, ist aber in Wahrheit ein Euphemismus für Mediengestalter mit Uniabschluss.
(Was das Gehalt angeht, bemerkt man den Akademiker allerdings nicht.)
Was macht ein Art Director?
Er baut Layouts, gestaltet Anzeigen mit oder ohne Texte, bearbeitet Fotos und erstellt Grafiken. Manchmal darf er kreativ sein und sich Konzepte ausdenken, wenn es der Chef, also der Creative Director, oder der Chief Executive Officer (CEO) erlaubt. Meine Kommilitonen und ich sagten immer lieb gemeint „Pixelschupser“ zu Leuten, die nur Grafikdesign machen (Logo oder Corporate Identity zum Beispiel).
Im Agenturalltag, so musste ich feststellen, kommt es bei einem Art Director nicht gut an, wenn man von Pixel „schupsen“ spricht. Aber eigentlich wollte ich ja erzählen, wie ich es trotz eines fiktiven Studiengangs in eine Werbeagentur geschafft habe.
Traum oder Albtraum? Arbeiten in einer Werbeagentur
Enttäuscht von den Ausschreibungen der Stellengesuche, stieß ich auf einer Jobbörse für die Kreativbranche auf eine Annonce für ein Praktikum als Copywriter.
Darum las ich mir natürlich die Stellenanzeige gründlich durch. Was ich in da las, war fast zu cool, um wahr zu sein. Die Rede war von Geschichtenerzählen, Kampagnen entwickeln und Konzeptionen schreiben, Headlines ausdenken, Teil des Kreationsteam sein und die Werbeagentur mit eigenen Ideen unterstützen. Copywriter, zu deutsch Texter, sind im klassischen Sinne kreative Konzeptionisten, die in Kommunikations- oder Werbeagenturen arbeiten.
Früher sagte man einfach Werber. Jede Kampagne, ob kleine Printanzeige oder groß produzierter Werbespot im Fernsehen, ist die Schöpfung eines Werbetexters mit seinem Team. Es ist eigentlich genau das, was ich immer machen wollte und warum ich überhaupt studiert habe. Ich will mit den Menschen in Kommunikation treten – ich will Werbung und Kampagnen machen! Mir war sofort bewusst, dass ich dieses Praktikum unbedingt kriegen muss und so nahm ich umgehend den Kontakt auf. Meine Bewerbung gefiel und so gleich schickte mir die Werbeagentur einen Copytest. Was das war und wie groß die Agentur ist, bei der ich mich für das Praktikum bewarb, war mir in dem Moment noch gar nicht klar. Der Test hielt mehrere Aufgaben für mich bereit: So sollte ich mir Werbungen für unterschiedliche Produkte von verschiedensten Kunden ausdenken. Von einem Radiospot für einen Autohersteller über Guerilla Kampagnen einer Obdachlosenzeitschrift bis hin zu einer Plakatanzeige für Fußpflege war alles dabei.
Der Copytest bereitete mir mehr Freude als mein gesamtes Studium. Nein, Quatsch, Spaß bei Seite, aber es fühlte sich echt gut an, über diese „Problematiken“ nachzudenken und wirklich kreative Lösungen zu finden.
Die Reaktion der Werbeagentur war durchweg positiv
Meine Ansätze gefielen sehr gut und direkt wurde ich zum persönlichen Bewerbungsgespräch eingeladen. Vor Ort staunte ich nicht schlecht, als mir die Agentur vorgestellt wurde. Sie gehört zu den größten Netzwerk Agenturen weltweit mit über 200 Mitarbeitern allein in Düsseldorf.
Manchmal ist es von Vorteil, naiv an eine Sache ran zu gehen. Und ihr könnt es euch denken – von der ersten E-Mail an hat es keine zwei Wochen gedauert, da war ich Text Praktikant in einer der größten internationalen Werbeagenturen der Welt.
Daily Business in meinem Team
Die Abteilungen sind nochmals in verschiedene Kunden-Teams aufgeteilt, die sich auf Branchen und Themenschwerpunkte konzentrieren – bestand leider weniger daraus, sich coole Werbungen auszudenken oder sexy Designs zu entwickeln, sondern, dass Pauschalkunden Dinge machen lassen wollen, die sie eigentlich hätten selber erledigen können: Irgendwelche bescheuerten Power Point Präsentation, die keiner braucht, oder belanglose Amazon Texte, über die wochenlang diskutiert werden, standen an der Tagesordnung. Trotzdem war es schön für mich, meinen Grips zu benutzen und einfach schreiben zu können. Ab und zu kamen dann sogar doch mal echt gute Aufgaben auf den Tisch. Banal, aber spaßig war die Konzipierung von Weihnachtskarten für eine französische Automarke, die ich zusammen mit einem Art Direction Praktikanten machen konnte. Ich habe mir Headlines und Grußtexte ausdenken können und mein Kollege gestaltete passende Layouts.
Zwar ging mein Praktikum nur drei Monate, doch in dieser kurzen Zeit konnte ich schon sehr viele wertvolle Erfahrungen sammeln und bekam einen recht genauen Eindruck von der Arbeit als Texter und generell in einer Werbeagentur. Was mir persönlich besonders gut gefiel, war die enge Zusammenarbeit mit meinem Praktikumskollegen aus der Art Direction. Wir beiden waren ein fruchtbares Team und unsere gemeinsamen Ideen waren echt gut – immerhin haben wir beide das gleiche studiert. Nach Ende des Praktikums waren wir beide leider vorerst beschäftigungslos, da eine gemeinsame Bewerbung als Kreativ Duo für eine Doppelstelle bei einer anderen großen Werbeagentur zu spät war. Doch unsere Wege sollten sich kurze Zeit später wieder kreuzen.
Nächster Versuch: Werbetexter in einer Düsseldorfer Agentur
Im Folgemonat schickte ich ein paar Bewerbungen an Düsseldorfer Agenturen und versuchte als Werbetexter fußzufassen.
Ich war mir durchaus darüber bewusst, dass es für mich nicht einfach werden würde, mit einer überschaubaren Berufserfahrung und ohne „Ausbildung“ in einer der privaten Agenturschulen, eine Festanstellung als Junior Texter zu bekommen. Dennoch: ich glaubte an mein Talent und daran, dass es das Richtige für mich ist. Und siehe da, bei der dritten Werbeagentur konnte ich einen solch guten Eindruck hinterlassen, dass man mir die Chance geben wollte, mich mit Aussicht auf eine Junior Stelle in einem weiteren Praktikum unter Beweis zu stellen.
Gesagt, getan!
Ich bekam sofort ein wichtiges Briefing in die Hand gedrückt und auf einmal war ich dafür zuständig, einem großen Personaldienstleister eine neue Imagekampagne zu verpassen.
Das ist übrigens das tolle als Texter: man muss sich täglich mit neuen Themen auseinandersetzen. Gestern Fußpflege, heute Personaldienstleistung und morgen Versicherungen – das ist anspruchsvoll und erfordert Lebenserfahrung, hält den Denkapparat aber auf Trapp.
In kürzester Zeit konnte ich einige Vorschläge machen und Ideen ausarbeiten, die sowohl beim Team als auch beim Kunden gut ankamen und nach nicht einmal zwei Monaten hab ich die Festanstellung als Junior Texter in meiner neuen Agentur gekriegt. Von da an bekam ich stetig mehr Aufgaben und Verantwortung übertragen. Inzwischen bin ich bereits ein paar Monate in der Kreation als Junior Texter tätig und lerne beinah jeden Tag etwas neues dazu. Die Werbeagentur, in der ich arbeite, ist mittelgroß, Inhaber-geführt und ihre Referenzen gehen von kleinen Unternehmen bis zu großen und bekannten Marken für die wir klassische Kommunikation betreiben, wie etwa:
- Corporate Design: https://www.echtzeit.de/werbeagentur/alle_inhalte/referenzen/corporate
- Logodesign
- Image- und Produktkampagne: https://www.echtzeit.de/werbeagentur/alle_inhalte/agentur/leistungen
- Webdesign: https://www.echtzeit.de/alle_inhalte/referenzen/internet/leistungen-webdesign
- bis hin zu Fotografie
- aber auch Webdesign
- Marketing und Online Marketing: https://www.echtzeit.de/werbeagentur/alle_inhalte/referenzen/internet
- und Social Media.
Insbesondere Printkampagnen sind eine der wesentlichen Stärken der Agentur.
Ob Broschüren, Prospekte oder Plakate
Für mich als Texter gibt es immer genug zutun. Dass wir als mittelgroße Werbeagentur Marketing, SEO, Social Media und die generelle Internet Präsenz unserer Kunden, wie etwa auf Facebook oder in Google, mit in unserem Service Spektrum aufführen, ist wirklich etwas besonderes – auch noch 2018.
Mich persönlich interessieren die Bereiche in den anderen Abteilungen sehr, darum bin ich oft im Kontakt mit den Kollegen aus der Beratung.
Die Beratung ist ein sehr wichtiger Teil von den Leistungen einer Kommunikationsagentur. Berater, auch Account Manager genannt, sind die Brücke zwischen Kunden und der Kreation. Letzten Endes sind sie es auch, die eine fertige Kampagne dem Kunden richtig präsentieren müssen.
Ja, Werbung muss verkauft werden!
Eine starke Idee nützt nichts, wenn sie am Ende nicht verkauft wird. Und dafür braucht es die richtige Strategie. Das gilt für innen und außen. Eine Werbeagentur ist Dienstleister für andere Unternehmen, die wiederum selber ihre Produkte vertreiben wollen.
Mit Kreativität geht das allerdings nicht so einfach. Botschaften kann man nicht anfassen, Ideen haben keinen Preis.
Hinter jeder Werbung, die man sieht, stehen Menschen, die sie entwickelt haben, Eine Werbeagentur verkauft geistiges Eigentum seiner Angestellten – das wird leider zu selten ausgesprochen.
- Hier die Broschüre: https://www.echtzeit.de/alle_inhalte/agenturbooklet
Wer spricht da noch von Datenschutz?
Nichtsdestotrotz bin ich froh, als Junior Texter zu arbeiten.
Dass es ein Traumjob ist, kann ich nicht sagen. Aber es ist ein anspruchsvoller Job, für den ich gerne meinen Geist einsetze.
Und das kann nun wirklich nicht jeder behaupten.